Menschenhandel: gibt’s doch schon lange nicht mehr, oder?

Menschenhandel? Also wirklich, der Verkauf von einem Menschen wie ein Produkt? Das gibt’s doch schon lange nicht mehr! Vielleicht in anderen Ländern, aber nicht bei uns in Europa.

Oder?

Vielen Menschen, auch in Österreich, geht es so. Es ist kaum zu glauben, aber sogar heute noch gibt es Menschenhandel und das mitten in unserer so zivilisierten Gesellschaft.

Menschenhandel ist ein sehr schweres Verbrechen und ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Den Vereinten Nationen zufolge ist Menschenhandel, nach Drogenhandel und Waffenschmuggel, die drittlukrativste Form von illegalem Handel. Das heißt, es bringt fast genauso viel Geld einen Menschen zu verkaufen, wie Drogen oder Waffen! Es wird damit unheimlich viel Geld gemacht, geschätzt ca. $32 Milliarden jährlich.[1]

Die Anzahl an Menschen, die jedes Jahr weltweit verkauft und ausgebeutet werden, ist schwer einzuschätzen. Sie variiert zwischen 20 und 40 Millionen. Ein Großteil der Opfer sind Frauen und Kinder.[2]

Menschenhandel existiert weltweit in fast jedem Land. Eine steigende Zahl an Opfern werden in ihrem eigenen Land, in ein Nachbarland oder ans andere Ende der Welt verschleppt.

•      Was genau ist Menschenhandel?

Die Vereinten Nationen definieren Menschenhandel als “Rekrutierung, Transport, Transfer, Beherbergung, oder Erhalt von Personen, durch Drohungen oder Gebrauch von Gewalt oder andere Formen der Nötigung, Entführung, Betrug, Täuschung, Missbrauch von Macht, Position oder Vulnerabilität oder durch das Geben oder Erhalten von Bezahlung oder Leistungen, um die Kontrolle über eine Person zu erreichen, um diese Person auszubeuten.”[3]

Ganz schön lange und komplizierte Definition, oder? Einfacher gesagt geht es darum, dass Menschen zum Zweck der Ausbeutung verkauft werden. Und das Gewalt und Zwang im Spiel sind. Egal ob körperliche, psychische oder emotionale.

Ausbeutung inkludiert:

-         Prostitution oder andere Formen sexueller Ausbeutung

-         erzwungene Arbeit, also Zwangsarbeit

-         Zwang zu kriminellen Handlungen

-         erzwungene Bettelei oder

-         das Entfernen von Organen, also Organhandel

Auch Formen der Leibeigenschaft und Sklaverei gehören hier dazu.

•      Wie wird Menschenhandel kriminalisiert?

Am 15. November 2000 wurde “das Abkommen gegen transnationale organisierte Kriminalität der Vereinten Nationen” von der Generalversammlung der UNO angenommen. Gleichzeitig wurden zwei Protokolle angenommen, nämlich das Protokoll „Menschenhandel, vor allem von Frauen und Kindern, zu verhindern, abzuschaffen und zu bestrafen” und das Protokoll „gegen das Verschleppen von Migranten über Land, Luft und See”. 

Durch Unterzeichnung dieser Texte “hat die internationale Gemeinschaft den politischen Willen demonstriert, einer globalen Herausforderung mit einer globalen Antwort entgegenzutreten. Wenn Kriminalität Grenzen überschreitet, muss das der Gesetzesvollzug auch”, meinte Generalsekretär Kofi Annan.[4]

Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung ist der Wächter dieser Texte und assistiert Staaten in ihrem Bemühen, ihre Verantwortungen zu erfüllen. Zum Beispiel durch das Verabschieden nationaler Gesetze und jegliche andere Maßnahmen, die Menschenhandel verhindern und bekämpfen.[5] Die Vereinten Nationen helfen Staaten aber nicht nur dabei, Gesetze zu schreiben und umfassende nationale Anti-Menschenhandel Strategien zu entwerfen, sie assistieren auch mit Ressourcen, die deren Umsetzung ermöglichen.[6]

•    Warum gibt es Menschenhandel?

Wie schon erwähnt, ist das Geld ein starkes Zugpferd, das den Menschenhandel für Menschenhändler attraktiv macht.

Ein weiterer Faktor ist, dass die Strafen für dieses Verbrechen gering sind und dass viele Anzeigen oder Verdächtigungen nicht zu Verurteilungen führen oder Prozesse sogar eingestellt werden.

Auch die Armut in den Herkunftsländern ist ein sogenannter „Push-Faktor“. Durch Chancenlosigkeit, Arbeitslosigkeit und oft auch durch korrupte politische Systeme werden Menschen dazu gedrängt, in fremden Ländern nach Arbeit zu suchen. Menschenhändler nutzen die Verzweiflung der Menschen aus. Sehr viele Betroffene von Menschenhandel werden mit falschen Versprechungen zum Beispiel nach Österreich gelockt, um nicht wie versprochen als KellnerIn zu arbeiten, sondernd im Sexgewerbe tätig zu sein. 

Der wichtigste Faktor aber ist, dass die Nachfrage nach Menschenhandel groß und wachsend ist. Niemand wird eine Jeans weiterhin produzieren, wenn diese nicht gekauft wird. Dieses logische Prinzip kann man auch auf den Menschenhandel ummünzen. Wenn wir in Österreich und in vielen anderen Ländern nicht die Nachfrage nach billigen Arbeitskräften, nach Prostitution oder nach billiger Ware stellen würden, dann würde das Geschäft mit dem Menschen nichts mehr einbringen und somit gestoppt werden. 

Zum großen und wichtigen Thema „Nachfrage“ wird es darum in Kürze einen weiteren Blogpost geben. 

Wenn auch DU etwas gegen Menschenhandel tun willst, dann bist du bei lightup genau richtig! Auf unserer Website findest du viele Möglichkeiten, dich zu engagieren.

Let’s lightup!

[1] Ministry of Foreign Affairs (France), The fight against Trafficking in Human Beings, France Diplomacy, updated in April 2017.

[2] Siehe https://lightup-movement.at/menschenhandel

[3] Article 3, paragraph (a) of the Protocol to Prevent, Suppress and Punish Trafficking in Persons, November 15th, 2000.

[4] Foreword by Kofi Annan Secretary-General, United Nations Convention against Transnational Organized Crime, November, 15th 2000.

[5] Article 5 of the Protocol to Prevent, Suppress and Punish Trafficking in Persons, November, 15th, 2000.

[6] https://www.unodc.org/unodc/en/human-trafficking/what-is-human trafficking.html#What_is_Human_Trafficking

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Menschenhandel in Österreich